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Flexibilität oder klare Regeln?

Flexibilität oder klare Regeln? Warum klare Regeln Unternehmen voranbringen!

Klare Regeln schaffen Orientierung

In einer Arbeitswelt voller Wandel, Komplexität und hoher Anforderungen wird ein Aspekt oft unterschätzt: Flexibilität oder klare Regeln? Klare Regeln und Strukturen im Unternehmen sind kein Zeichen von Starrheit – im Gegenteil: Sie schaffen Orientierung, fördern Eigenverantwortung und stärken das Vertrauen innerhalb von Teams. Für Mitarbeitende ebenso wie für Führungskräfte sind klare Regeln eine psychologische Ressource, die Sicherheit und Handlungsspielraum zugleich ermöglicht.

Klare Regeln schaffen Sicherheit

Aus psychologischer Sicht hat der Mensch ein Bedürfnis nach Sicherheit – wir brauchen einen sichern Rahmen, um unsere Energie zielgerichtet einzusetzen. Unklare Regeln oder inkonsistente Kommunikation führen zu Verunsicherung, innerer Distanzierung und manchmal sogar zu passivem Widerstand. Das Konzept der kognitiven Entlastung erklärt, warum klare Regeln entlastend wirken: Sie reduzieren Entscheidungsdruck und schaffen mentale Ressourcen für kreative und produktive Arbeit.

Flexibilität oder klare Regeln? Psychologische Sicherheit im Team!

Die Harvard-Professorin Amy Edmondson entwickelte in ihrer Teamforschung das Konzept der „Psychologischen Sicherheit“: Dort, wo sich Menschen sicher fühlen, können sie offener kommunizieren, Verantwortung übernehmen und Fehler als Lernchance sehen.  Klare Regeln und Standards sind die Grundlage für psychologische Sicherheit im Team. Sie reduziert die Unsicherheit und die mentale Belastung. Besonders wirksam sind Regeln, die verständlich, nachvollziehbar und konsequent gelebt werden. In einem angstfreien Klima können Mitarbeiter schneller von Fehlern lernen und bringen sich mit neuen Ideen ein. 

Auch das Selbstbestimmungstheorie-Modell von Deci & Ryan zeigt: Menschen brauchen drei Grundbedürfnisse für Motivation und Zufriedenheit – Autonomie, Kompetenz und soziale Zugehörigkeit. Klare Regeln unterstützen diese Bedürfnisse, wenn sie nicht als Kontrolle, sondern als Orientierungsrahmen verstanden werden.

 


Eindeutigkeit gibt Richtlinien, zu viele Vorschriften entmündigen.
Hat Moses das rechte Maß getroffen?

 

Welche Regeln sind sinnvoll für das Team?
Nicht jede Regel ist automatisch sinnvoll oder zielführend. Wirksam sind Regeln dann, wenn sie…
  1. verständlich und transparent formuliert sind
  2. einen nachvollziehbaren Zweck verfolgen
  3. konsistent gelebt und durchgesetzt werden
  4. Raum für Mitverantwortung und Selbststeuerung lassen
Beispiele für hilfreiche Regeln:
  • Kommunikationsregeln: Wer informiert wen, wie und wann?
  • Verhaltensregeln: Wie gehen wir mit Fehlern, Kritik und Konflikten um?
  • Zeitregeln: Wie sind Meetings strukturiert? Wie werden Deadlines vereinbart?
  • Kooperationsregeln: Wie treffen wir Entscheidungen im Team? Was bedeutet Verbindlichkeit?

Vorteile klarer Regeln für Unternehmen und Mitarbeitende
Für Mitarbeitende:

• Sicherheit und Orientierung im Alltag
• Klare Erwartungen und mehr Eigenverantwortung
• Weniger Missverständnisse und Konflikte
• Höhere Motivation und Identifikation

Für Unternehmen:

• Effizientere Prozesse und bessere Abstimmung
• Stärkere Teamkultur und vertrauensvolle Zusammenarbeit
• Reduzierte Reibungsverluste und Fluktuation
• Schnellere Integration neuer Mitarbeitender

 

Flexibilität oder klare Regeln? Sitzungssimulator Gruppe Sitzungsleiterin Tisch ernst skeptisch
Foto: Wie soll ein effizientes Meeting ablaufen? Klare Regeln helfen dabei!
Schnappschuss aus einem TELOS-Training zum Sitzungsmanagement

Klare Regeln sind Führungsaufgabe

klare Regeln entstehen nicht von selbst – sie müssen aktiv gestaltet werden. Führungskräfte tragen dabei eine zentrale Rolle:

  1. Regeln gemeinsam entwickeln
    Mitarbeitende sollten an der Entwicklung wichtiger Regeln beteiligt werden. So entsteht Akzeptanz und Verständnis.
  2. Klar kommunizieren – in Sprache und Verhalten
    Klare Regeln zeigen sich auch in der Art zu kommunizieren: verständlich, eindeutig und auf den Punkt. Auch nonverbale Signale und das eigene Verhalten müssen die Regeln widerspiegeln – Stichwort Vorbildfunktion.
  3. Regeln leben und nachhalten
    Wirkung entsteht durch Konsequenz: Was vereinbart wurde, muss eingefordert und bei Bedarf angepasst werden. Feedbackrunden helfen, Regelwirkungen zu überprüfen.
  4. Regelkommunikation systematisieren
    Einheitliche Onboarding-Prozesse, Team-Workshops, Führungskräftebriefings oder kurze „Regel-Reminder“ in Meetings sind gute Werkzeuge zur Verstetigung.
Eindeutigkeit ist der Anfang von allem

In einer Zeit, in der vieles flexibel, offen und agil sein soll, klingt „Regelwerk“ vielleicht altmodisch. Doch klare Regeln sind kein Gegenspieler zur modernen Arbeitskultur – sondern ihre Grundlage. Transparenz und Anschaulichkeit ermöglichen Orientierung und Verständlichkeit, fördern Selbstverantwortung und stärken die Wirksamkeit von Führung. Unternehmen, die eindeutige Regeln bewusst gestalten und nachvollziehbar, unmissverständlich und anschaulich kommunizieren, investieren in Vertrauen, Effizienz und nachhaltigen Erfolg.

Autor:

Dr. Elmar Teutsch, Wirtschaftspsychologe und Unternehmenscoach, Psychotherapeut, Gründer von TELOS-Institut für Psychologie & Wirtschaft >>
Veröffentlicht im Juni 2025