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Gestern ist heute: Die Wiederholungsschleife

Wie kann es sein, dass manche Menschen nicht von Gewalttätern weg kommen?

Gestern ist heute: Raus aus dem Karussell, Schluss mit den fatalen Wiederholungen!

Dieser Fallbericht erläutert die vielschichtige Tragik von Gewalt in der Kindheit.

Gedemütigt und entwürdigt geht Rosa seit Jahren durchs Leben. Der fatale Kreislauf hat in Ihrer Kindheit begonnen und zieht sich auch jetzt noch durch ihre Beziehungen. Denn gestern ist heute, leider immer noch. Dabei ist sie leider kein Einzelfall. Rosa M. aus Meran, Verkäuferin, 37 (Alle Namen und Daten durch TELOS geändert) berichtet aus ihrem Leben in einer elenden Wiederholungsschleife des fatalen „Gestern ist heute“:

Unser Vater war sehr streng und leider auch gewalttätig.
Ich selbst bekam zwar nie so viel ab, aber mein großer Bruder konnte mir schon leid tun. Und meine Mutter erst recht. Ganz egal, was sie tat oder nicht tat, er schlug sie immer wieder. Mein Bruder hatte sich immer bemüht, sie zu beschützen, hat natürlich nicht funktioniert. Einmal ist der Vater mit dem Beil auf die Mutter los gegangen und hat gesagt: „Jetzt erschlage ich dich, dann ist Ruhe.“ Wir Kinder haben nur geschrien, weil wir sicher waren, er bringt sie um, er hat aber nur auf den Tisch eingehackt.

Das alles ist lange her.
Mein Bruder ist daheim geblieben, bis Vater starb, er wollte die Mutter nicht alleine lassen, aber ich bin von zu Hause weggezogen, sobald es ging, da war ich erst 17. Leider war mein Leben auch nachher nicht so, wie ich es gewollt hätte. Mein erster Freund war zwar richtig nett mit mir, aber ich habe ihn nach einem Jahr verlassen, weil er mich nicht mehr interessiert hat. Mein zweiter hat mir ab und zu eine Ohrfeige gegeben, das war nicht schlimm, oft habe ich es mir sicher auch verdient, erst gegen Ende war es dann oft schon heftig, wie er mich geschlagen hat. Wir waren 3 Jahre zusammen, dann ist er leider, leider mit einer anderen weg, er hat gesagt, ich wäre eine Schlampe und nichts wert.

Ich habe immer viele Bekanntschaften.
Weil ich recht nett aussehe, also habe ich bald wieder einige Verehrer gehabt, aber die waren alle recht langweilig. Schon ein halbes Jahr später aber habe ich einen sehr feschen Mann kennen gelernt. Er war groß und stark und hat immer genau gewusst was er wollte. Am Anfang war er sehr nett zu mir. Ich habe auch immer versucht, im alles recht zu machen, aber das war nie genug und so hat er mich ziemlich fest verprügelt. Ab und zu musste ich sogar ins Spital, da haben die schon so komisch geschaut, aber ich habe immer gesagt, ich wäre über die Stiegen hinunter gefallen oder auf eine offene Tür gerannt. Manchmal wollten sie sogar, dass ich ihn anzeige, aber das hätte ich nie getan, ich liebte ihn ja. Meistens war es aber eh’ nicht so auffällig, ich habe einfach immer große Sonnenbrillen getragen und Halstücher und lange Ärmel, da hat dann niemand die blauen Flecken gesehen.

Ich weiß, das klingt komisch.
Aber trotz allem war es für mich eine glückliche Zeit, ich glaube andere können das nicht verstehen. Die Schmerzen waren ja nicht so schlimm, wichtig war nur, dass man sich ja nie wehrte, das hat ihn nur noch mehr geärgert. Oft hat er mich ja auch nicht richtig verprügelt, sondern nur mit der Hand geschlagen, allerdings nicht mit der Handfläche, sondern mit dem Handrücken, das tut mehr weh ist aber auch auszuhalten. Nur wenn er mich mit dem hölzernen Kleiderbügel geschlagen hat, da hat er mir einmal den Arm gebrochen. Oder wenn er mich am Boden getreten hat, das war schon schlimm. Leider war auch diese Liebe dann zu Ende, weil er versetzt wurde.

So geht das nun seit 20 Jahren, da könnte ich noch viel erzählen.
Es war nicht immer alles nur schön. Seit 3 Monaten habe ich jetzt wieder einen neuen Freund, der ist sehr nett zu mir, aber das waren am Anfang ja immer alle, und ich habe jetzt schon Angst, dass es auch mit diesem wieder so weit kommt, wie mit allen anderen und dabei liebe ich ihn ja so. Ich bin damals aus dem Elternhaus geflohen, um endlich dieses ewige Geschrei nicht mehr anhören zu müssen, aber wenn ich mir mein bisheriges Leben so recht anschaue, kommt mir vor, dass es immer noch gleich weiter geht.

Gestern ist heute: leider wahr!

Das Fallbeispiel, das wir hier aus aktuellem Anlass bringen, klingt dermaßen unglaubwürdig, dass wir ausdrücklich betonen: es ist tragischerweise nicht nur wahr, sondern sogar bloß eines von mehreren gleich gelagerten, die uns im Institut von Betroffenen berichtet werden. Ja, leider ist es wahr. Und ja, leider ist dies kein Einzelfall, sondern passiert immer wieder. Und viel zu oft sehen wir eine derartige Tragik in der Wiederholungsschleife des Lebens.

 


Bild: Alte Geschichten kreisen immer wieder und immer weiter und weiter und weiter…
Foto und Grafik: TELOS

Gestern ist heute, immer wieder. Wie ist das bloß möglich?

Wie kann es dazu kommen, dass sich eine erwachsene Frau so behandeln lässt. Wie kann sie es aushalten, über Jahre regelmäßig dieser Willkür ausgesetzt zu sein? Und warum, um alles in der Welt, macht sie das mit und bleibt bei diesem Mann, statt bei der ersten Ohrfeige ernsthafte Konsequenzen zu ziehen, spätestens bei der zweiten die Koffer zu packen (oder den Kerl rauszuschmeißen, je nach Wohnsituation) und, sollte das dann immer noch nicht aufhören, direkt zur Polizei zu gehen? Wie kann man so einen Gewalttäter lieben? Warum gibt es so viele Frauen, die sich konsequent schlecht behandeln lassen? Die sich mit sicherer Präzision immer wieder genau jenen Typen herauspicken, der sie demütigt und entwürdigt und hingegen allen jenen Männern, die Ihnen einen roten Teppich ausrollen und die Welt zu Füßen legen würden, die kalte Schulter zeigen. Warum lieben sie nur den, der ihnen übel mitspielt?

Die Antwort heißt tatsächlich Liebe. Liebe in der Vergangenheit, denn gestern ist heute!

Allerdings nicht die Liebe für den jeweiligen Partner, sondern eine viel ältere, ungestillte Liebe, die seit Jahrzehnten offen ist und sich nach Zuwendung und Geborgenheit sehnt. Und genau das ist es, was Rosa in ihrer Kindheit NICHT erhalten hat und was sie seither verzweifelt sucht. Vielleicht fragen Sie sich jetzt: „warum macht Rosa das dann so verkehrt, dass sie Gewalt erntet statt Zuneigung?“

Auch hier liegt die Antwort in der Vergangenheit:

Schläge sind eine Form von Zuwendung, allerdings eine sehr schlechte. Und die Kindheit ist ein großer Lehrmeister. Was wir als Kind erfahren haben, im Guten wie im Schlechten, prägt uns auch heute noch, beeinflusst unser Denken und Handeln, unsere Wertmaßstäbe, Haltungen und Entscheidungen und führt uns zur Wiederholungsschleife – und zwar in der Regel aus dem Unterbewussten heraus, also ohne, dass wir das überhaupt bemerken.

In der Kindheit hat Rosa gelernt, wie ein Mann eine Frau zu behandeln hat.

Und mag sie noch so früh dem Elternhaus entflohen sein, ihr Hunger nach Zuwendung, leider in der falschen Form, treibt sie immer wieder in diese elende Spirale von Gewalt, so wie sie es eben gelernt hat. Je öfter sie „nicht schon wieder!“ sagt, je verbissener sie die „wahre Liebe“ sucht, desto sicherer wird sie in der Tragik der Wiederholungsschleife in die immer gleiche Situation treiben.

Was kann Rosa tun?

Gestern ist heute, doch es muss nicht so bleiben! Also: aufräumen, klären, ausmisten. Nicht wieder von einer neuen Beziehung die Rettung erhoffen: es ist sinnlos, im Haus des Lebens ein neues Zimmer anzubauen, wenn die Fundamente morsch sind. Da heißt es erst aufgraben und sanieren. Ob dazu Schaufel und Hacke genügen, oder ob es dafür den Bagger braucht, hängt vom Zustand des Gebäudes ab. Eine gute Baufirma weiß Rat und kann sagen, ab die Sanierung in Heimarbeit zu bewältigen ist, oder ob der Profi ran soll.

Wege, der Wiederholungsschleife zu entkommen:

Sehr viele Situationen lassen sich in Heimarbeit lösen, durch intensive Beschäftigung mit der eigenen Vergangenheit, durch Gespräche mit guten Freunden, einem passenden Buch … Wenn hingegen die unseligen Wiederholungen so eingefahren sind, dass sie sich als roter Faden durchs eigene Leben ziehen und dieses immer mehr überschatten, muss der Bagger ran, also der Therapeut, per Einzelcoaching >> oder per Gruppe >>. Das ist keine Schande, niemand zögert zum Zahnarzt zu gehen, wenn ein Zahn 3 Tage lang schmerzt. Um so leichter sollten wir Hilfe aufsuchen, wenn die Seele schmerzt, und zwar nicht nur 3 Tage, sondern viele Jahre. Professionelle psychotherapeutische Hilfen gibt es überall in Südtirol: öffentliche Einrichtungen und private Praxen und Institute, die unkompliziert und diskret helfen können.

Jede(r) kann nur selbst entscheiden!

Soll es immer gleich weiter gehen mit neuen und neuen, ewig gleichen Versuchen? Oder mag sie/er aus dem Wahnsinnskarusell der Wiederholungsschleife aussteigen? Denn dies ist völlig klar: erst wenn die Altlasten im Kinderzimmer aussortiert sind, können wir neue Kleider in den Schrank hängen!

Die Aufräumhilfe:

Sehr hilfreich beim Aufräumen kann neben der Einzeltherapie oder der Arbeit in Gruppen auch individuelle Beschäftigung mit dem Thema sein – in Vorträgen, Sendungen, Lektüre, in Fachliteratur … Als Beispiel hier das Arbeitsbuch „Meine Wurzeln“ aus unserer Reihe Homelearning >> mit dem exklusiven „Altersstammbaum“ als Werkzeug, Zusammenhänge über Generationen aufzudecken. Jetzt für kurze Zeit im Gratisdownload:

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Wirklich gute Wege

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Mag. Magdalena Gasser
Institutsleitung, Personalentwicklung, Coaching