Wie Sie anderen und sich selbst besser helfen können!
Diese Frage kann eine Phase der Trauer darstellen. Weitere sollten folgen. Wenn wir nicht für den Rest unserer Tage in Trauerstarre verharren wollen, ist es wichtig, die Schmerzen, die mit der Trauer verbunden sind, nicht zu verdrängen, sondern aktiv und konstruktiv zu bearbeiten. Ja, Trauer ist Arbeit: Trauerarbeit. Und damit tun wir Menschen uns besonders schwer. Wenn die Trauer uns selbst betrifft, tun wir alles, um rasch zu vergessen und möglichst schnell wieder in den „Alltagsmodus“ zurückzukehren. Oder wir geben ganz auf und nehmen die Trauer, gewissermaßen eingekapselt, für die weiteren Jahres unseres Lebens mit als festen Bestandteil der unser ganzes Verhalten und Sein überschattet. Und wenn wir der Trauer Anderer begegnen ist es genau so schwer auszuhalten. Entweder wir schauen schnell weg, oder wir versuchen, jeden Kummer schleunigst „wegzutrösten“. Dabei ist er wichtig und hilft, wenn bewusst bearbeitet, wieder ins Leben zurück zu finden: Tränen dürfen sein. Der Weg des Menschen ist der vom Leben zum Tod. Wegschauen hilft nix. Tod und Trauer sind Bestandteile des Lebens. Sie aussperren wollen, hieße das Leben aussperren. Hilfen bei der Trauerarbeit gibt es!
Dabei wird nicht in allen Kulturen das Thema Tod so resolut verdrängt. In Mexico ist der „Dia de los Muertos“ ein willkommener Feiertag. Bei diesem Gedanken an die Toten geht es vor allem darum, das Leben zu feiern. Das Buch „Im Land der langen Schatten“ von Hans Ruesch (später auch verfilmt mit Anthony Quinn) handelt von den Inuits. In einem Kapitel beschreibt der Autor, wie die Großmutter, als sie merkt, die Zeit zu sterben ist herangenaht, das Iglu verlässt und sich auf das Eis hinaussetzt, um dort auf den Tod zu warten. In der nebligen Ferne glaubt sie dann einen Schatten zu sehen, einen Eisbären und freut sich: „Der wird mich bestimmt fressen und mein Sohn, der große Jäger wird ihn töten, so komme ich wieder zu meiner Familie …“ Auch in Bali ist ein Trauerzug eine fröhliche Angelegenheit mit bunten Farben. Der Tote wird verbrannt und die Hinterbliebenen streuen die Asche ins Meer. Kleine Fische schlucken sie, die werden von größeren gefressen, dies von noch größeren, die wiederum von Menschen, vielleicht von den Angehörigen und so landet der Verstorbene letztendlich wieder bei seiner Familie. Und so sehen die Balinesen den Tod als ewigen Kreislauf von Werden, Sein und wieder Vergehen.
Bei unseren Seminaren zum Thema „Umgang mit Trauer und Tod“ erzählen uns Teilnehmende immer wieder, dass auch hier bei uns in einigen Dörfern zu Allerherseelen Lieblingsspeisen der Toten aufgedeckt werden – gleich wie dies in Mexico getan wird. Und die Kinder schauen am nächsten Morgen dann gleich, ob die Teller wohl auch leer sind. Denn das heißt, dass Onkel, Tante, Oma oder Opa über Nacht auf Besuch gekommen sind.
Bild: Beerdigungsritual in Bali – zwei Frauen, eine junge Witwe und ihre Mutter verstreuen die Asche des Verstorbenen im Meer.
Foto: TELOS
Besser als wegschauen ist es, gute Hilfen bei der Trauerarbeit anzuwenden. Denn wie hilfreich sollte es denn sein, Trauer wegzudrücken, den Tod nicht sehen zu wollen? Müssen wir wirklich warten, bis eine schwere Krankheit uns dazu zwingt, Wesentliches im Leben zu verändern, so dass wir jetzt schnell noch alle die Dinge tun, die wir immer schon tun wollten? Warum sollten wir nicht schon heute damit anfangen, das zu tun, was uns wirklich wichtig ist oder auch nur das Leben genießen?
Der Umgang mit Abschied, Tod und Trauer ist nicht einfach und die Bedeutung von Lebenskrisen erschließt sich oft erst nach Jahren. Ob das ein Todesfall ist oder auch „nur“ das Ende einer Beziehung, die Fragen sind die selben: wie gehe ich mit Krisensituationen um, wie kann ich anderen helfen? Und: was kann mir helfen, aus meiner eigenen Leidenssituation heraus zu kommen, was mache ich mit meinen alten Schmerzen?
In der ersten Schock-Phase, die sich wie eine Betäubung über den Betroffenen legen kann ist es hilfreich, ihn bei alltäglichen Aufgaben, Besorgungen und Formalitäten zu unterstützen, allerdings ohne zu entmündigen. Wichtig ist die Botschaft, dass er nicht alleine ist und dass er so sein darf, wie er gerade ist, egal ob laut oder erstarrt oder was auch immer. Dabei kann der Helfende im entsprechenden Rahmen auch den eigenen Gefühlen Ausdruck geben (Tränen, Ratlosigkeit …), sollte aber mit eigenen „Geschichten“ zurückhalten. Sätze wie „Das verstehe ich“ oder „mir ist das auch schon einmal passiert“ sind zu vermeiden, auch in anderen Phasen der Trauer, sie lösen im Allgemeinen nur Ablehnung aus: „Du hast leicht reden, bei mir hingegen …“
Was kann in der zweiten Trauerphase helfen, wenn die Gefühle so richtig aufbrechen? Diese Emotionen sind nützlich und heilsam, also dürfen und sollen sie sein. Nicht ablenken, nicht „wegtrösten“. Die häufig auftretenden Schuldgefühle der Trauernden weder wegargumentieren, noch bekräftigen – mit der Zeit verschwinden sie meist von alleine. Bitte auch keine weisen Ratschläge: Aufgabe des Helfenden ist nicht so sehr, etwas zu sagen, sondern vielmehr einfach da zu sein und mit Anteilnahme zuzuhören! Anregungen für alltägliche Hilfen, verpackt in Berichten aus Ihrer Erfahrung mit anderen Trauernden und formuliert nicht als „Rezept“ sondern als Frage: „Manchen Menschen hilft es, ein Tagebuch zu schreiben, andere wiederum gehen lieber spazieren, was würde wohl Ihnen eher zusagen?“. Wenn mehrmals Antworten kommen wie „nein, das hilft bei mir nichts,“ oder „das hat für mich sowie keinen Sinn“, nicht weiter eine Hilfe-Litanei herunterbeten, sondern die Situation umdrehen: „Was stellen Sie sich vor, was Ihnen jetzt am ehesten helfen könnte“.
Einige mögliche Angebote für Soforthilfen könnten sein:
• Trauertagebuch schreiben
• Malen (Bei Bedarf anfangs mit Anleitung)
• Musikhören (Zu Hause, ev. später auch Konzerte)
• Spazieren gehen (heilsame Natur!)
• Wannenbäder (z.B.: ein langes Ölbad bei Kerzenlicht und Musik)
• Entspannungsübungen, Meditationen
Längerfristige Hilfen, die auch in die nächsten Phasen der Trauer hineinreichen:
• Selbsthilfegruppen (z.B.: verwaiste Eltern, Hinterbliebenengruppen …)
• Seminare mit professioneller psychologischer Leitung zu Neuorientierung und Sicherheit >>
• Mitarbeit an einem Projekt (Vereine, Seniorengruppen, Krebshilfe, Frauen helfen Frauen …)
Das hängt direkt damit zusammen, wie Männer aufwachsen. Von klein auf darauf programmiert, ja keinen Schmerz zu zeigen („ein Junge weint doch nicht!”) weiß der Mann erst recht nicht, wie er damit umgehen soll. Holen Sie sich hier das 16seitige Arbeitsbuch aus unserer Reihe Homelearning >> und helfen Sie sich und/oder Anderen mit der Männertrauer besser umzugehen. Die Broschüre ist im Rahmen unserer Artikelserie in den öffentlichen Medien für kurze Zeit kostenlos freigeschaltet:
Gratis-Broschüre „Männertrauer“:
Texte und Übungsblätter, 17 Seiten, pdf-File, 2,8 MB >>
Bild: Gerade Männern fällt es oft schwer, Trauer nicht einfach zu verdrängen, sondern zu bearbeiten.
Schnappschuss aus einem TELOS-Männerseminar.
Foto: TELOS
Wollen Sie neue/alte Schmerzen bloß verdrängen und damit ewig weitertragen? Oder besser aufarbeiten und einen neuen Lebensbezug finden? Wie leicht oder schwer das fällt, hängt von vielen Faktoren ab. Und doch ist es IMMER möglich. Die gute Nachricht: Sie müssen nicht alles alleine durchstehen. Mit professioneller Unterstützung geht es leichter, schneller und sicherer: endlich los lassen und Platz schaffen für neue Energie und Lebensfreude und wieder Sonne in Ihren Alltag bringen. Trauern ist nötig, doch es braucht auch ein Ende! Hier zwei vielhundertfach bewährte Wege aus unserem „Medizinkasten“:
Kontaktieren Sie uns einfach, alles Weitere besprechen wir dann persönlich – kostenlos, unverbindlich und diskret!
Mag. Magdalena Gasser
Institutsleitung, Personalentwicklung, Coaching