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Trauern: Trauerphase 3

Erste Erleichterungen können auftreten.

Die Trauerphase 3 als Wechselbad zwischen dem Suchen und dem Wieder-Loslassen

Was tun wir, wenn wir etwas verloren haben?

Wir suchen! Auf Verlust reagieren wir Menschen mit Suchen. Das ist bei Dingen so, bei Ereignissen so und genau so bei Angehörigen. Dies ist eines der Kennzeichen der Trauerphase 3: Der Verlorene wird gesucht – bewusst oder unbewusst.

Das Pendeln zwischen Vergangenem und Gegenwart

In der Trauerphase 3 sucht der Hinterbliebene den Kontakt zum Verstorbenen – sei es durch Rituale, wie das Mitdecken des Tisches für den Toten, durch Tagträume oder ähnliches. In dieser Phase ist ein Wechselbad der Gefühle zwischen Verneinung, Trauer, Trost, Ernüchterung und Annehmen typisch. Damit Heilung stattfinden kann, ist es nötig, dass nach dem Suchen auch das Trennen erfolgt.

Typische Situationen und Hilfen in dieser Trauerphase

Einige mögliche Erscheinungsformen (in Regression):

Die Beziehung muss noch geklärt werden – z.B. über Ärger, denn derjenige über den man sich ärgert, ist sehr anwesend…
Der Tote wird nochmals aufgesucht – nicht um endgültig Abschied zu nehmen, sondern als eine „eigene“ Beziehungsmöglichkeit…
Die Versuche, den Verstorbenen als einen Aspekt von sich selbst zu sehen.
Das ist keine Verdrängung, sondern der Versuch, das, was der Tote bedeutet hat, ins neu entstehende Lebensgefüge mit einzubauen.

Sinn des Suchens, Findens und Sich-wieder-trennen-müssens:
  • Der Trauernde muss sich immer wieder mit dem Menschen, den er verloren hat, auseinandersetzen.
  • Das vermeintliche Finden führt zu erneutem Verlust und emotionalen Chaos – es ist unheimlich schmerzhaft und schön zugleich.
  • Das Ganze ist eine Vorbereitung auf eine allmähliche Akzeptanz des Verlustes und eines Lebens ohne den Verstorbenen mit der Möglichkeit, die gelebte Beziehung als etwas zum Leben Gehörendes zu erfahren.
  • Dieser Prozess wirft den Trauernden auf sich selbst zurück: „delegierte“ Aufgaben, Fähigkeiten usw. werden zurückgenommen und das eigene Welt- und Selbstverständnis wird umgebaut.
Ort und Art des Suchens:

Diese Suche der Trauerphase 3 erfolgt meist dort, wo der Tote im gemeinsamen Leben anzutreffen war: die Trauernden suchen Örtlichkeiten auf, Zimmer und Landschaften, machen vertraute Wanderungen, wiederholen (vielleicht auch nur in Gedanken) Urlaubsreisen, suchen Souvenirs heraus, ziehen Kleidungsstücke aus dem Schrank, blättern in Fotoalben…
Dazu können kommen:
   • Übernahme von Gewohnheiten und Lebensstilen
   • Erkennen des Verstorbenen in Anderen
   • Träumen und Phantasien
   • innerer Dialog / Zwiegespräche usw.
Bei allen diesen Suchaktivitäten ist es wichtig, dass der Trauernde auch wieder loslässt. Er durchblättert zum Beispiel die alten Fotos, erinnert sich freudig und wehmütig an die schönen Situationen – dann aber geht er (vielleicht mit einem Seufzer) zu neuen Fotos, die nach dem Todesfall entstanden sind.

Das Zwiegespräch mit dem „inneren Begleiter“:

Dieses Gespräch ersetzt zunächst den Partner (gerade für Ältere wichtig!) und gibt die Gelegenheit der Auseinandersetzung mit ihm und alten Problemen. Der „innere Begleiter“ entwickelt und verändert sich auch weiter und dadurch entsteht aus dem toten ein neues inneres Gegenüber. So wird allmählich ein Loslösen möglich. Achtung: sollte es nicht zu einer Weiterentwicklung dieses inneren Begleiters kommen, besteht die Gefahr, dass der Trauernde in eine Klammerung kommt. In dem Fall ist Loslösen nicht möglich. In dieser 3. Phase gibt es immer wieder Abschnitte großer Verzweiflung und Depression. Der Trauernde hat das Gefühl, dass sein Leben nie wieder so sein wird wie zuvor und nicht mehr lebenswert ist. Suizidgedanken können aufkommen.

Dauer:

Wochen bis Jahre – abhängig vom „äußeren“ und „inneren“ Finden:

„Inneres“ Finden:

• Finden von Werten, die in der Beziehung vorhanden waren.
• Finden von Möglichkeiten, die zu eigenen werden, weil der Verstorbene sie nicht mehr besetzt hält.
• D
ieser Teil ist im Loslösungsprozess besonders wichtig!

„Äußeres“ Finden:

   • Finden in gemeinsamen Örtlichkeiten, die man damals gemeinsam besucht hatte usw.

Hilfen:

• Kein Drängen, das „unsinnige“ Suchen aufzugeben und den Verlust endlich zu akzeptieren.
• Akzeptieren, dass immer wieder in verschiedenen Formen gesucht wird.
• Alle Erlebnisse der Vergangenheit dürfen ausgesprochen werden, keine Zensur!
• Zuhören- auch wenn man die Geschichten schon alle kennt.
• Gefühle ernst nehmen, die durch Erinnerungen oder Erzählungen wieder auftauchen.
• Phantasien zulassen, die den Tod des Verstorbenen bezweifeln, doch nicht selbst mitphantasieren.
• Phantasien über Entführungen (oft bei Kriegsopfern ohne Leichnam) zulassen.
• Bei suizidalen Äußerungen kontinuierliche Begleitung (professionelle Hilfe nötig!)
• Unterstützung bei Ansätzen der Neuorientierung

 

Verletzungen
Solange du jemandem etwas nachträgst, bist du es, der die schwere Last schleppt,
und nicht der andere ist das Opfer, sondern du selbst!
Solange du dich auf deine Verletzungen konzentrierst, gibst du dem Menschen Macht, der dich verletzt hat.
Die Dauerqual, verletzt zu sein, macht Seele und Körper krank.


Bild: Ein Seminarteilnehmer bei einer Übung zu Schmerz und Trauer.
Schnappschuss bei einem TELOS-Seminar
Foto: TELOS

 

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Mag. Magdalena Gasser
Institutsleitung, Personalentwicklung, Coaching