Zweifel in der Liebe: Flucht oder Entwicklungschance?
Nicht die Beziehung macht dich glücklich oder unglücklich: du tust es!
Von wegen „Glückliche Zweisamkeit“ – manche fragen sich mitten im Paar-Alltag mit Jogginghose, Wäschekorb und Diskussion Nummer 437: „Wäre ich als Single nicht einfach… glücklicher? Freier? Unkomplizierter? Wie ginge es mir wohl besser: Allein oder gemeinsam?“ Und was sagt eigentlich die Psychologie dazu? Ein Blick zwischen Herz und Hirn:
Es beginnt oft ganz leise. Ein kleiner Gedanke, der sich einschleicht, wenn der Partner mal wieder vergessen hat, den Müll rauszubringen, oder man sich fragt, ob das wirklich das Leben ist, das man führen wollte. „Wäre ich als Single nicht besser dran?“ – Diese Frage stellen sich mehr Menschen, als man denkt. Laut einer Studie zum Beziehungsglück geben über 30 % der Befragten an, regelmäßig an ihrer Partnerschaft zu zweifeln.
Doch bevor man jetzt voreilig Tinder installiert oder sich mit Wein und Selbsthilfebüchern auf die Couch wirft: Die Psychologie warnt vor Schnellschüssen. Denn Zweifel gehören zu jeder längeren Bindung, genauso wie Hafermilch heute zum Cappuccino – für manche jedenfalls…
Wie wird aus Verliebtheit Liebe, und wie aus dem innigen Kuss ein flüchtiges Küsschen?
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Bevor Sie an Trennung denken, denken Sie an Alternativen. Denn sonst stehen Sie nach Kurzem oder Langem doch wieder an derselben Stelle mit derselben Frage. Überlegen Sie:
Punkt 1: Die Freiheit ruft – aber will man wirklich hingehen?
Viele, die sich nach dem Single-Dasein sehnen, meinen in Wirklichkeit etwas anderes: nicht die Abwesenheit des Partners, sondern die Rückkehr der persönlichen Freiheit. Endlich wieder Serien schauen, ohne jemandem Rechenschaft abzulegen. Pizza mit Knoblauch und Zwiebeln essen. Spontan nach Barcelona fliegen – oder zumindest davon träumen.
Aber: Freiheit und Beziehung schließen sich nicht aus. Die Psychologie betont, dass es vielmehr darum geht, wie viel Autonomie man sich innerhalb der Partnerschaft erlaubt. Wer sich selbst aufgibt, wird auch als Single nicht automatisch glücklicher – sondern nur allein unzufrieden.
Punkt 2: Vergleichen macht unglücklich – vor allem mit Instagram-Pärchen
Die Beziehungskrise beginnt oft im Kopf – und manchmal auf dem Smartphone. Während die einen gerade versuchen, dem Partner ein „Du hörst mir nie zu!“ freundlich zu verpacken, posten andere glückliche Paare strahlend ihr Sonntagsfrühstück mit lauter Herzchen-Emojis.
Die Psychologie rät zur Realität: Hören Sie auf, Ihre Beziehung mit der Außenfassade anderer zu vergleichen. Denn niemand postet das Streitgespräch über die Zahnpasta-Tube oder die lähmende Funkstille nach dem dritten Beziehungsjahr (es geht nämlich nicht bloß nach dem verflixten siebenten Jahr los…). Und ja: Auch das Paar mit identischen Jogginganzügen hat mal getrennt geschlafen.
Punkt 3: Die rosarote Vergangenheit lügt gern
Ein klassischer Denkfehler: Man erinnert sich plötzlich an das Single-Leben wie an einen ewigen Sommerabend. Alles war frei, leicht, spontan. Niemand hat genervt, niemand hat geschnarcht. Und vor allem: Niemand hat gesagt, wie man den Geschirrspüler richtig einräumt.
Doch diese idealisierte Erinnerung kann trügerisch sein. Studien zeigen, dass Menschen dazu neigen, ihre Vergangenheit zu verklären – besonders dann, wenn sie mit aktuellen Herausforderungen unzufrieden sind. Die Psychologie bringt es auf den Punkt: „Die Vergangenheit ist wie Instagram – schön gefiltert, aber selten realistisch.“
Hand in Hand, Arm in Arm, gemeinsam in die Zukunft gehen, wie schön es doch war, damals… Aber ein ganzes Leben lang? Allzuleicht wird die Vergangenheit verklärt und die Gegenwart verkannt… Dabei hat Beziehung auch und gerade mit Durchhaltevermögen zu tun!
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Die Antwort ist wie so oft: Kommt drauf an. Auf die Beziehung, auf die eigene Persönlichkeit, auf die Erwartungen ans Leben. Studien zeigen: Menschen in stabilen, wertschätzenden Beziehungen sind im Durchschnitt glücklicher – aber nur, wenn sie sich auch als Individuen weiterentwickeln dürfen und sich dazu Platz und Freiraum geben.
Gleichzeitig gilt: Wer als Single zufrieden und in sich ruhend lebt, hat ebenso gute Chancen auf Glück. Es ist nicht der Beziehungsstatus, der entscheidet – sondern die Qualität der Beziehung. Zu anderen und zu sich selbst.
Am Ende geht es nicht um „Single oder vergeben“, sondern um: „Bin ich da, wo ich sein will? Werde ich gesehen, verstanden, wertgeschätzt? Und – ganz wichtig – kann ich auch mal nerven, ohne dass alles gleich zerbricht?“
Die Psychologie rät: Wer sich immer wieder fragt, ob er als Single glücklicher wäre, sollte nicht gleich die Beziehung kündigen – sondern erst mal das Gespräch suchen. Mit dem Partner. Oder mit sich selbst. Und vielleicht mit einer guten Freundin bei einem Glas Wein. Denn manchmal ist es gar nicht die Beziehung, die uns unglücklich macht – sondern die Art, wie wir sie führen.
Liebe macht blind, sagt man. Diese Teilnehmenden an einem unserer Trainings haben sich Blindenbrillen aufgesetzt um ohne zu sehen zu erfahren, was sie am Gegenüber wirklich wahrnehmen.
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Nicht jedes Freizeitvergnügen muss beiden gleichermaßen Freude bereiten. Hobbys dürfen – ja sollen sogar – unterschiedlich gelebt werden. Viel gemeinsam erleben, manches bewusst allein tun, Nähe genießen und Freiräume schenken: Das ist gelebte Partnerschaft auf Augenhöhe. Und mittendrin: Humor – die beste Würze des Alltags! Ein Lachen zwischendurch, ein liebevoller Blick auf die kleinen Schwächen des anderen, ein Augenzwinkern in stressigen Momenten – das hält die Beziehung lebendig, leicht und menschlich. Folglich statt gleich an Trennung zu denken, versuchen Sie es zuerst einmal mit gemeinsamen Lachen…
Nicht jedes Freizeitvergnügen muss für beide das selbe sein, Hobbies können, dürfen und sollen auch unterschiedlich gelebt werden können.
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Einmal Streit bringt keine Beziehung ins Wanken, einmal Gewitter gefährdet keine Ehe. Wenn der gemeinsame Alltag aber längerfristig immer wieder durch Konflikte belastet wird, wenn Gespräche immer häufiger in Vorwürfe münden oder wenn Probleme radikal totgeschwiegen werden, dann knisterts im Gebälk, das die Beziehung zusammenhält. Das Paar riskiert ernsthaft, all das Aufgebaute zu verlieren. Freude gerät zu Missmut, Zuneigung zu Abneigung und Liebe zu Hass. Dabei ist es doch um jeden Tag schade, wo das Lebensgefühl ernsthaft beeinträchtigt ist. Die gute Nachricht: es gibt Wege, es gibt Lösungen. Konkrete psychologische Hilfen können Sie in Ihrer Situation äußerst wirksam unterstützen – hier als Beispiel einige vielhundertfach bewährte Rezepte aus unserem „Medizinschrank“:
Kontaktieren Sie uns einfach, alles Weitere besprechen wir dann persönlich – kostenlos, unverbindlich und diskret!
Mag. Magdalena Gasser
Institutsleitung, Personalentwicklung, Coaching
Beziehungen: Beziehungskiller Geld >>
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Egal, ob Sie zufrieden und glücklich sind in Ihrer Beziehung oder unglücklich, Trennungsabsichten haben oder als Single leben: Sie sind nicht allein – also Sie sind nicht der/die Einzige. Lesen Sie selbst: Eurofound zeigt mit der Studie „Quality of Life in the EU 2024“, dass die durchschnittliche Lebenszufriedenheit in der EU bei etwas über 7 von 10 Punkten liegt. Laut Eurostat-Daten liegt die durchschnittliche Lebenszufriedenheit von Menschen ab 16 Jahren bei 7,3 von 10 Punkten. Die glücklichsten Länder mit über 7 Punkten sind dieser Umfrage nach Finnland, Österreich, Polen und Rumänien. Deutschland liegt mit 6,5 Punkten am unteren Ende der Skala. Der World Happiness Report von 2024 nennt Finnland weiterhin als das glücklichste Land gefolgt von Dänemark und Island. Der Bericht basiert auf Daten der Gallup World Poll und berücksichtigt Faktoren wie soziale Unterstützung, Einkommen und Lebenserwartung. Besonders junge Menschen berichten von geringerer Zufriedenheit, was die Bedeutung sozialer Bindungen unterstreicht.