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EMDR in der traumaspezifischen Psychotherapie

Fragen und Antworten: Was ist und wie wirkt EMDR tatsächlich?

EMDR in der traumaspezifischen Psychotherapie: einfach nur mit dem Finger wackeln?

EMDR in der traumaspezifischen Psychotherapie: das Wundermittel schlechthin?

EMDR gilt für viele als „Wundermittel“. Keine andere Therapieform wäre so gut geeignet, Traumata zu lösen und keine würde so schnell wirken. Was ist an diesen Behauptungen dran? Was ist und wie wirkt EMDR in der traumaspezifischen Psychotherapie tatsächlich? Und gibt es diese Therapieform auch in Südtirol? Lesen Sie hier einen Überblick zu EMDR:

Was ist EMDR?

Die hier vorgestellte Beschreibung soll einen ersten Überblick geben und stellt keinen Anspruch auf Vollständigkeit: Eye Movement Desensitization and Reprocessing, kurz EMDR, ist eine von Francine Shapiro in den USA entwickelte Behandlungsmethode für posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS). Grundlage ist das Zusammenspiel der Hirnareale Amygdala und Hippocampus, welche durch bestimme Augenbewegungen angeregt werden ungelöste traumatische Inhalte zu verarbeiten. Dabei ist EMDR nicht mit Hypnose zu verwechseln, da es bei EMDR nicht um eine Veränderung des Bewusstseinszustandes geht, sondern um eine subcorticale, also unter der bewussten Steuerung stattfindende Integration der mit dem Trauma verbundenen Emotionen und Empfindungen. Entdeckt wurde die Technik recht zufällig: Die Psychologieprofessorin Francine Shapiro saß nach ihrer Krebsdiagnose niedergeschlagen auf einer Parkbank und sah den Vögeln zu, die am Himmel hin und her flogen. Nach einiger Zeit bemerkte Shapiro eine deutliche Entlastung ihrer Ängsten und depressiven Gedanken und beschloss, das Prinzip zu erforschen.

Warum blockieren Traumata?

Nach einem Trauma kommt es mitunter zum so genannten „Sprachlosen Entsetzen“, der Betroffene ist nicht in der Lage, das Geschehene in Worte zufassen. Auch wenn das belastende Ereignis nach einiger Zeit in der Erinnerung oft gar nicht mehr präsent ist, bleibt eine Verarbeitung des Erlebten gerade dadurch in der Regel stark erschwert.

Wie wirkt EMDR in der traumaspezifischen Psychotherapie?

Inzwischen belegen viele Studien die Wirksamkeit von EMDR, wobei hirnphysiologische Details der Wirkungsweise noch nicht eindeutig geklärt sind. Wir nehmen heute an, dass durch die bilaterale Stimulation mittels der Augenbewegungen, eine Synchronisation der Hirnhälften ermöglicht wird, die bei der posttraumatischen Belastungsstörung gestört ist. Wir kennen das auch von der Traumphase (REM-Phase beim Schlaf), bei der starke Augenbewegungen einhergehen. Auch hier nimmt die Wissenschaft heute an, dass dieser Prozess dazu dient, das im Alltag Erlebte zu verarbeiten. So erklärt die Wissenschaft heute die verblüffende Wirkung von EMDR in der traumaspezifischen Psychotherapie. Durch die bilaterale Stimulation können fragmentierte Auslöser der traumatischen Erinnerung vollständig in das traumatische Erleben integriert werden. Es kommt zur Vervollständigung des gesamten belastenden Erlebnisses, welches dadurch verarbeitet werden kann. Hierbei bezieht EMDR alle Faktoren mit ein, die mit den Auslösern zusammenhängen. Durch die Integration und Umbewertung der Empfindungen zu den traumatischen Ereignissen mit Hilfe der bilateralen Stimulation kommt es zur deutlichen Abnahme der Belastung im weiteren Verlauf des EMDR Prozesses. Am Ende steht die vollständige Entlastung der Klienten bezüglich der emotional belastenden Ereignisse.

Welche weiteren Techniken nutzt EMDR?

Im Rahmen der EMDR-Therapie haben sich verschiedene Techniken herausgebildet, beispielsweise die Arbeit mit der Affektbrücke nach Watkins, die über den Zugang zu aktuelleren belastenden Situationen, einen Zugang zu früheren belastenden Situationen herstellen kann. Bekannt ist die „Absorptionstechnik“ (auf Grundlagen von S. Rogers 1999), die eine einfache Möglichkeit zum Einsatz von Ressourcen bietet, durch Verbinden von stärkenden Erinnerungen mit einer belastenden Situation.

Welche Gefahren könnte EMDR bringen?

Die Behandlung dissoziativer Störungen muss ausschließlich erfahrenen Therapeuten vorbehalten bleiben, da der Patient sonst gefährdet ist, im Zuge der Behandlung erneut belastet zu werden. Dann würde die Traumatherapie mehr schaden als nutzen. Eine sorgfältige Vorbereitung und Abklärung der damaligen Bewältigungsstrategien sind daher sehr wichtig.

Bei welchen Störungen kann EMDR eingesetzt werden?

Neben der therapeutischen Intervention nach traumatischen Ereignissen haben sich inzwischen auch andere Anwendungsmöglichkeiten gezeigt, z. B. bei der Behandlung von Angststörungen oder die sehr wirksame Ressourcenarbeit zur allgemeinen Persönlichkeitsstärkung. In ähnlicher Form ist es mit Hilfe von EMDR möglich, auch unerwünschte Verhaltensänderungen zu erzielen, Angst- und Zwangsstörungen zu behandeln oder blockierende Glaubenssätze aufzuheben. EMDR wirkt auf die neuronalen Bahnungen im Gehirn und lässt sich mit jeder anderen Therapiemethode kombinieren. Die Wirkung von EMDR führt in der Regel innerhalb weniger Sitzungen zur deutlichen Entlastung mit dauerhaften Ergebnissen.

Ist EMDR auch wissenschaftlich anerkannt?

Seit dem Gutachten des Wissenschaftlichen Beirates Psychotherapie vom 6. Juli 2006 gilt die EMDR-Methode zur Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen bei Erwachsenen auch in Europa als offiziell wissenschaftlich anerkannt. Zahlreiche Studien, auch Langzeitstudien, bewiesen, dass Patienten, die an posttraumatischer Belastungsstörung litten, in 84-90% der Fälle geheilt werden konnten und nach der Behandlung keine Symptome mehr aufwiesen.


Titelbild: Teilnehmerinnen, die gerade zum ersten Mal von der EMDR-Technik gehört haben, spielen in der Seminarpause im TELOS-Garten die Fingerbewegungen nach.
Foto: TELOS.

 

Und in Südtirol?

Die ganze Therapieform ist, wie wir gesehen haben, sehr neu. In Zusammenarbeit mit dem Zentrum für angewandte Psychotraumatologie Wien startete auch in Südtirol ein 3-jähriger, Psychotherapeuten und Psychiatern vorbehaltener Ausbildungslehrgang, der mit dem EMDR-Fortgeschrittenenkurs endete. Laufende Weiterbildungstreffen garantieren dabei Aktualität und Austausch der zertifizierten Therapeuten. So können Betroffene jetzt auch in Südtirol von dieser Technik profitieren. Weitere Infos zu dieser neuen Behandlungsform in Südtirol gibt es kostenlos und unverbindlich bei TELOS – sprechen Sie dazu mit unserem Insitutsgründer, dem Psychotherapeuten Dr. Elmar Teutsch.

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Mag. Magdalena Gasser
Institutsleitung, Personalentwicklung, Coaching